Atmung ist eine Funktion unseres Körpers, der wir in der Regel nur Beachtung schenken, wenn wir Probleme mit ihr bekommen.
Das war mal anders. Die Bedeutung der Atmung in alten Kulturen reicht weit über die physiologische Funktion hinaus. Sie war in vielen Traditionen ein Werkzeug zur Förderung der Gesundheit, der geistigen Klarheit und der spirituellen Erleuchtung. Atemtechniken sind in den meisten Kulturen tief in den praktischen und spirituellen Aspekten des Lebens verwurzelt und erleben derzeit in der modernen Welt, insbesondere in der Meditation und im Yoga, eine Wiederbelebung.
Wer sich jedoch bisher nicht tiefer mit Yoga oder Meditation beschäftigt hat, für den bleibt die Atmung eine überwiegend unbewusst ablaufende Körperfunktion.
Aussagen wie „atme erstmal tief durch“, „mach’ den Mund zu“ oder „mach mal eine Atempause“ haben meist den Charakter einer Floskel oder eines Hausmittels, dessen man sich bedient, wenn kein Medikament vorhanden ist.
Doch ich möchte die Atmung hier als ein echtes Wundermittel vorstellen. Denn als solches habe ich sie in den letzten Jahren erleben dürfen.
Zunächst einmal möchte ich die vielfältigen Möglichkeiten des Atmens nennen, die Dir, liebe Leserin und lieber Leser, sicher nicht bewusst sind:
Einatmung durch Nase oder Mund, aktiv oder passiv, in den Bauch/die Brust/Schultern oder in einzelne Atemräume, schnell oder langsam, mit Tönen/Visualisation
Das gleiche gilt für die Ausatmung, wobei wir hier noch um das Seufzen und Gähnen erweitern können.
Schließlich kannst Du Pausen machen zwischen Ein- und Ausatmung in gleichen oder variierenden Längen.
Und jede einzelne dieser Atmungsvarianten bewirkt etwas in Deinem Körper.
Du kannst gezielt Ruhe herbeiführen, Dich mit Energie versorgen, kontrollierten Stress erzeugen, erwünschte Botenstoffe ausschütten oder unerwünschte reduzieren, Blockaden auf physischer und mentaler Ebene lösen, Balance herbeiführen, Deine Konzentration steigern, Heilung fördern, Traumata auflösen oder Deinen Schlaf verbessern. Das war noch längst nicht alles, aber sicher ausreichend, um die Vielseitigkeit zu beschreiben.
Was bedeutet das im Schulalltag?
Als Lehrkraft hast Du die Möglichkeit, Deine und die Gelassenheit der Schüler zu wahren, indem ihr regelmässig gemeinsam atmet. Kurze Einheiten von wenigen Minuten bewirken bereits sehr viel. Probiere es jetzt gleich aus. Atme durch die Nase ein, halte kurz die Luft an und atme dann lang in den Bauchraum durch Mund oder Nase aus. Wiederhole das 5 x und schau’ was sich in Deinem Empfinden verändert hat.
Viele Kinder atmen heute überwiegend durch den Mund. Das aktiviert den Sympathikus, den Teil des autonomen Nervensystems, der der Körper flucht- und kampfbereit macht. Sie generieren also ständig Stress allein durch ihre Art der Atmung. Hier kannst du Großes bewirken, indem ihr gemeinsam Nasenatmung praktiziert. Die Nase wird nämlich immer weniger durchlässig je weniger sie benutzt wird. Diesen Prozess kannst Du durch Übung wieder umkehren.
Und wenn Du ein bisschen tiefer einsteigst in das Wissen um Atemtechniken, kannst Du ein echtes Workout anbieten, das auch ADHS-diagnostizierte Kinder und Jugendliche in die Balance bringt ohne sie zu langweilen. Sprich mich gerne an: snakke@julawolf.com
Schließlich bietest Du Wissen an, das einen immensen Gewinn für das ganze weitere Leben darstellt. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen, dass bewusste Atmung einer der goldenen Schlüssel ist für ein Leben in Ausgeglichenheit und vor allem jederzeit verfügbar und gratis.
Juliane Wolf